Mein Tourenbuch

A

m Talschluß von Innergschlöß sind wir vor ein paar Jahren umgedreht, auch Anfang September, bei ähnlichen Verhältnissen am Gletscher oben, ohne Neuschnee, aber mit einem kaputten Fahrgestell. Heute sollen die Enden von zwei Abschnitten zusammengeknüpft werden...
Unterhalb der Alten Pragerhütte geraten wir in einen gewittrigen Schauer, der sich oberhalb dann bald verzieht und bei der Neuen Hütte scheint wieder die Sonne und wir beziehen ein sauberes Zimmerlager in einer frisch renovierten Hütte.
Am 2.Tag geht alles ziemlich spät an den Start über Gletscher mit - bis ganz oben - dünnen Firnauflagen.
Ab 3 1/2 Tausend Meter hängt sich der Nikotin- und Konditionsteufel an Barbaras Füße, der Anblick des Gipfelkreuzes am Gipfelgrat löst dann aber umso größere Freude aus.
Quellwolken ziehen rasch auf, sodass ich fast auf den Abstecher zum Kleinvenediger verzichten will. Vom Gipfel aus hat man einerseits einen aufschlussreichen Blick in die Nordwand des Großen Bruders und andererseits die Bestätigung, dass man diesen Gipfel von der Neuen Pragerhütte sieht.
Rasch verziehen sich die Quellwolken wieder so schnell, wie sie gekommen sind. Die große Spalte am unteren Ende des Oberen Keesbodens wartet darauf, dass man sie an der falschen Stelle überschreitet, nämlich nicht am Aufstiegsweg, sondern über eine mittlerweile morbide Firnbrücke am Trampelpfad. Ich sichere Barbara, die Damenseilschaft aus unserem Zimmer hilft Barbara, mich über die Spalte zu sichern. Alle rutschen auf dem Allerwertesten rüber, um die Brücke nicht noch weiter zu perforieren!
Dann wandert man entspannt ans Ende des Eises bei einem kleinen See. Im frischen Gletscherschurf in dem es kaum einen Pfad gibt, stolpert man durch das lose Blockwerk hinunter. Erst am Gegenanstieg zur Neuen Pragerhütte erfreut man sich an einem bequemen Pfad.
3. Tag: Nach Besichtigung der denkmalgeschützten "Pragerstube" brechen wir auf in einen weiteren, herrlichen Spätsommertag. Der See unter der Hütte ist nicht zugefroren, sodass man hineinwaten kann.
Bei der Alten Hütte sind Wegearbeiter am Werk und die Schafherde umkreist uns. Der "Gletscherrundweg" führt über saubere Schliffplatten, die im unteren Teil teilweise stark eisenoxyd-färbig sind, was eine frühere Rückzugsperiode anzeigt (1940-50?).
Ober dem "Auge Gottes", dem dreieckigen See mit der Grasinsel wird die Jause vertilgt und dann am treppenartigen Abstiegsweg beobachten wir Hubschrauberflüge mit Materialtransport zur Neuen Pragerhütte und dem Auslegen eines Seiles für die neue Materialseilbahn.
Beim Venedigerhaus in Innergschlöß genehmigt man sich eine Kaffeejause mit Apfelstrudel und als sich die niederländische Schulklasse verzieht, kehrt wieder Ruhe ein in die Bergwelt. Mit dem Hüttentaxi geht es wieder zum Matreier Tauernhaus zurück.