Mein Tourenbuch

I

n einer Autoschlange wälzen wir uns hinauf über die Glocknerstraße. Beim Glocknerhaus vor dem Weggehen suche ich vergeblich mein Kapperl und setze die Haube auf.
Der Steig ist neu instandgesetzt, sodass die Abstiege nach der Stockerscharte nicht unangenehm auffallen.
In der Salmhütte werden wir freundlich aufgenommen und bekommen viel zu essen, so viel, dass der Schlaf seicht ist, aber auch, weil jeder sich für nächsten Tag offenbar eine große Prüfung auferlegt hat - jeder auf seine Weise!
2.Tag:
Es gelingt uns trotzdem, um 5 Uhr mit den Lampen wegzugehen. Der apere Anstieg zur Hohenwartscharte überrascht mit seiner anfänglichen Steilheit und Höhe. Die Versicherungen sind gut.
Am Salmkamm gibt es die nächste Überraschung: Eine ausgesetzte, aber gut und sicher begehbare Scharte!
Auf der Adlersruhe herrscht reges Treiben! Wir legen Steigeisen und Gurt an und lassen die Schistöcke, aber auch die Helme (!) zurück - unwissend wie wir sind, was die Verhältnisse am Glocknerleitl betrifft!
Barbara zweifelt noch, ob sie es (konditionell) schafft, aber das sollte nicht das Problem sein! Als wir unter dem (ehemaligen!) Glocknerleitl sind, stehen wir vor einem Gemisch aus Fels, Schutt, Eis und Schlamm! Gleich behauptet ein BF mit seiner großen Gruppe den Platz, sodass wir im Dreck auf einem Bein stehend anseilen müssen. Und es mischen sich von oben herab immer mehr Menschen dazu, die auch so manchen Stein nach unten befördern - zuletzt einen Block, der wie ein Rucksack aussieht!
Ich versuche es im Firn, im Fels rechts und in der Mitte, aber überall kommen Leute - endlos - herunter. Ich zögere so lange - unsicher des richtigen Weges und ratlos, wo ich meine Begleiter sichern solle (mit dem kurzen Seil), bis mich der Mut verläßt und ich mich geschlagen gebe.
Meine Begleiter sind nicht erfreut. Der Abstieg über den Felssockel ist nicht einfach - zumal man sich sofort hinten anstellen muss, wenn man zögert. Ein Klient aus einer Führerpartie stürzt vor unseren Augen und hat noch Glück im Unglück - samt seiner Partie...
So nimmt die gefährliche Komödie ihren Lauf - wir sind mitten drinnen!
Auf der Adlersruhe kehren wir erleichtert ein, der Wirbel hat sich schon gelegt, aber die Zeit schreitet voran, wenn man nicht drauf schaut!
Am Salmkamm entgleitet Barbara ein Schistock, bleibt aber auf einem Band liegen, sodass er rettbar ist (Bild 32).
Der Abstieg von der Hohenwartscharte bereitet noch Muffensausen, aber eine Bandschlinge in das Hanfseil-Geländer eingehängt (Karls Idee) und man geht - einigermaßen - sicher hinunter.
Im Kar angelangt, besichtigt man noch die alte Salmhütte und wir kommen noch zum Abendessen zurecht, ohne Hast, aber auch ohne Gipfel!
Uns gibt es noch - den Gipfel auch!
3.Tag:
Der Morgen ist wie die letzten 2: Wunderschön!
Auf der Franz-Josefshöhe beobachten wir einen Rettungshubschrauber, wie er irgendwo auf dem Hoffmannskees eine Flugbergung durchführt. Es ist der zweite heute, wir wundern uns nicht...