Mein Tourenbuch

G

estern kamen wir mit der Seilbahn. Wir haben die Eiskögele Nord vergessen, nachdem wir sie gesehen haben. Um 3:45 hören wir den Wecker nicht und verlassen die Rudolfshütte um 4:50. Unter den schweren Rucksäcken ächzen wir über den Medelzkopf zum Beginn des Grates.
Nach der Umgehung rechts des Kastenturms verfolgen wir den brüchigen, ausgesetzten Grat weiter. 3 Seillängen geht es zuletzt auf den Hohen Kasten. Die Klemmkeile fehlen uns (dafür haben wir Eishaken).
Über wilde Türme gelangen wir zum letzten Aufbau, der sagenhaft brüchig und ausgesetzt ist. Hier wird wieder gesichert bis zur Wächte der Ödenwinkelwand. Über die vereiste Flanke dauert es noch bis 14:00 auf das Eiskögele.
Die fortgeschrittene Tageszeit läßt uns im aufgeweichten Firn zur Oberwalderhütte absteigen. Das herrliche Wetter hält an, aber wir mißtrauen dem Weiterweg zum Glockner und unterbrechen lieber.
Um ca. 17:00 kommen wir zur Hütte, wo morgen die Neueröffnung und die 75-Jahr-Feier stattfindet, weshalb auch das Personal so aufgescheucht ist.
2.Tag:
Heute überhören wir den Wecker nicht und es ist trotz Wind wieder sternklares Wetter. Um 4:40 verlassen wir die Felsinsel angeseilt. Wir entscheiden uns doch für den direkten Anstieg über den "Flügelgletscher" des Teufelskampkees. Die Vertrauen erweckenden Spuren enden nach dem Steilaufschwung bei der ersten Riesenspalte. Mit Pickelsicherung und Eishammer, den wir jetzt doch nicht umsonst mitschleppen, überwinden wir alle Klüfte.
Um 7:45-8:00 jausnen wir auf dem Grat unter dem Teufelskamp. Über kombiniertes Gelände geht es langwieriger als erwartet auf den Glocknerwandgrat.
Nach kurzem Übergang steigen wir zu früh ab (das Gelände sieht besser aus, als es ist). Beim Abstieg über eine Eisrinne rutscht Johann ab und kommt nach 50m an Felsen zum Stillstand. Unverletzt (aber etwas eingeschüchtert) setzen wir den Quergang zur Grögerrinne fort.
Das Glocknerhorn und die "Grögerschneide" überschreitend erreichen wir endlich den Glockner-NW-Grat, der festen Fels bietet.
Von 14:50 bis 16:10 genießen wir das herrliche Wetter am Gipfel. Um 17:30 treffen wir in der fast leeren (!) Erzherzog Johannhütte ein.
3.Tag:
Trotz des Luxuslagers (140 ÖS) ist der Schlaf nicht gut und wir verlassen das Haus bald nach 8:00. Nach kurzer angeseilter Strecke fahren wir trotz einiger Spalten seilfrei über das Hofmannskees hinab. Mit einigen Rastpausen (Hofmannshütte: Mittagessen) kommen wir zur Franz-Josefshöhe. Es macht langsam zu und wir sitzen dann schließlich doch nach endlich mißglückten Anhalteversuchen im Autobus, als das Unwetter losbricht und die Straße vermurt.
Nach einem Abend in Zell a. See fahren wir verarmt nach Hause.